Hier finden Sie alle Thementische des am 12.03.25 stattgefundenen digitalen World Cafés. Klicken Sie auf den Titel um in das Padlet des jeweiligen Tisches zu gelangen.
1. Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften erleichtern
Es bedarf einer gezielten und fair gestalteten Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt auf allen Qualifikationsstufen. Der Zugang in den Arbeitsmarkt muss erleichtert werden (z.B. durch berufsbegleitende und nicht vorgeschaltete Sprachkurse), bürokratische Hürden (z.B. im Visa-Verfahren) und lange Bearbeitungszeiten bei Anerkennung von Berufsabschlüssen müssen abgebaut werden. Die Verantwortungsträger in den Betrieben vor Ort brauchen mehr Entscheidungskompetenzen, wen sie einstellen wollen / dürfen.
2. Teilhabe am Arbeitsmarkt für Geflüchtete verbessern
Die Integration von anerkannten Schutzberechtigten (u.a. aus Syrien) und Geflüchteten aus der Ukraine in Arbeit und Ausbildung gelingt zunehmend gut. Ausreichende Integrations- und Sprachkurse sind dafür unerlässlich.
Während des Asylverfahrens für Schutzsuchende bestehen je nach Anerkennungsperspektive weiterhin Hürden bis hin zu Arbeitsverboten. Hier muss ein einfacherer Zugang zum Arbeitsmarkt auch zur Ausbildung ermöglicht werden. Ein Wechsel aus dem Asylverfahren in einen Aufenthalt zur Erwerbstätigkeit (Spurwechsel) bleibt derzeit die Ausnahme und ist auch unter Fachleuten umstritten.
3. Die Würde der Arbeit sichern
Einwanderung in den Arbeitsmarkt findet in erheblichem Umfang in Branchen statt, die von prekären Bedingungen geprägt sind wie die häusliche Pflege, die Bau- , die Fleischwirtschaft, die Logistik oder die Gastronomie. Unhaltbare Arbeitsbedingungen sind häufig die Folgen, obwohl diese Arbeitskräfte völlig unverzichtbar sind. Der Preisdruck in vielen Branchen oder Gewinnmaximierung dürfen nicht dazu führen, dass Menschen ausgebeutet werden: Die Würde der Menschen und die Wertschätzung ihrer Arbeit muss gewährleistet werden, dies gilt auch unter den Bedingungen der fortschreitenden Digitalisierung und der KI. Digitalisierung und insbesondere die KI verändern das Lernen, die Ausbildung und die Arbeitswelt tiefgreifend. Viele Tätigkeiten und ganze Berufszweige werden überflüssig, so dass aus dem Fachkräftemangel vielleicht bald schon ein Arbeitsmangel entstehen kann. Entscheidend ist, die KI im Sinne der Menschen und einer „wertvollen“ Arbeit einzusetzen, ohne dass „menschliche“ Arbeitskraft, Expertise und Kreativität entwertet werden.
4. Arbeitslosigkeit verhindern – Weiterbildung garantieren – Potentiale heben
Insgesamt sind derzeit bereits 1, 7 Millionen Stellen in der Wirtschaft nicht besetzt, gleichzeitig sind 2,6 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet – zur Hälfte auch Fachkräfte.
Angesichts des Strukturwandels in der Industriegesellschaft zeigt sich der Arbeitsmarkt als volatil. Die Entlassung von Fachkräften muss verhindert werden; die Freisetzungen von Fachkräften sollte vielmehr für Betriebe, die Fachkräfte suchen, eine Chance bieten so sollten passende Plattformen etabliert werden, um bei geplantem Stellenabbau in einem Betrieb Erwerbstätige an andere Betriebe oder Branchen zu vermitteln (z.B. Arbeitsmarktdrehscheiben).
Die Wirtschaft wird zunehmend klimagerecht umgebaut und die Digitalisierung von Arbeitsprozessen nimmt in hohem Maße zu. Damit steigen auch die Anforderungen an die Arbeits- und Fachkräfte. Deshalb sind lebenslanges Lernen und Weiterbildung unerlässlich. Es bedarf einer Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit durch Weiterqualifizierung und geeigneter Instrumente, um die Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen zu ermöglichen (Bildungsteilzeit mit Lohnfortzahlung – Qualifizierungsgeld). Noch immer haben zudem ältere Arbeitnehmer große Probleme auf dem Arbeitsmarkt eine neue Anstellung zu finden. Die Bertelsmann Stiftung hat errechnet, dass zusätzlich 1,36 Millionen Arbeitskräfte gewonnen werden, wenn die Altersgruppe der 55- bis 70-jährigen umfangreicher bzw. länger beschäftigt wären.
5. Schulabschlüsse und Ausbildung für alle junge Menschen – Arbeit für Alle
In Deutschland sind 2,4 Millionen Menschen zwischen 19 und 34 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung, wobei ein erheblicher Teil von ihnen eine Einwanderungsgeschichte hat. Die nun auch gesetzlich verankerte Ausbildungsgarantie scheint auf jeden Fall noch nicht zu wirken. Es ist entscheidend, dass Schulen befähigt werden. möglichst alle Schüler*innen zu einem Schulabschluss zu führen und die Berufsorientierung zu stärken. Gleichzeitig muss die Ausbildungsquote erhöht werden (zurzeit bilden nur 19% aller Betriebe aus). Um insbesondere Personen mit gebrochenen Bildungsbiographien besser zu erreichen, gilt es eine passgenaue Begleitung am Übergang in Ausbildung und Beruf sicherzustellen.
Gleichzeitig muss die Förderung von Geringqualifizierten und allen Gruppen, die zur Zeit auf dem Arbeitsmarkt (Langzeitarbeitslose, Ältere, Menschen mit Behinderung) nur geringe Chancen, in den ersten Arbeitsmarkt integriert zu werden erhöht werden, oft verhindern individuelle Vermittlungshemmnisse oder gesellschaftliche Vorurteile den Zugang zu einer Beschäftigung. Die Förderung und Weiterqualifizierung von Arbeitslosen muss ausgebaut werden; finanzielle Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik müssen ausreichend zur Verfügung stehen – auch für die Finanzierung der Jobcenter. Der gezielte Ausbau des zweiten Arbeitsmarktes kann hier als ein effektives Integrationsinstrument dienen. Die Förderung von Langzeitarbeitslosen muss ausgebaut werden; finanzielle Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik müssen ausreichend zur Verfügung stehen – auch für die Finanzierung der Jobcenter.
Die Belastung bei der Erwerbsarbeit einerseits sowie die Anforderungen durch die Sorgearbeit führen häufig zu Einschränkungen in der Gesundheit oder der Lebensqualität, so dass viele Menschen in Teilzeit arbeiten, ihre Arbeitszeit reduzieren (müssen/wollen) oder vorzeitig in Rente gehen, auch wenn sie eigentlich vollerwerbstätig sein wollen oder könnten. Potentiale für den Arbeitsmarkt können hier nur gehoben werden, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für eine akzeptable Life-/Workbalance stimmen und in den einzelnen Betrieben gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen stärker in den Blick genommen werden. Gerade für Frauen bleibt Sorge- und Erwerbsarbeit unvereinbar, obwohl beides in gleicher Weise notwendig und gewünscht ist. In der Folge arbeiten etwas 2/3 aller Mütter trotz guter Qualifikation maximal in Teilzeit – die Ausweitung ihrer Arbeitszeit wäre ein großes Potential von etwa zusätzlich 800.000 Arbeitskräften.
Um eine größere Vereinbarkeit von Care- und Erwerbsarbeit zu erreichen, brauchen wir einen neues „soziales Regime“, das orientiert an „atmenden Lebensläufen“ bzw. einem „Optionszeitenmodell“ dazu beiträgt, dass Sorgearbeit ermöglicht wird, ohne dass diese zum Risiko wird und zu Armut führt. Sorgearbeit muss neu abgesichert und Lohnersatzleistungen zeitliche Ausstiege ermöglichen.